Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich kann verstehen, dass die meisten Leute von der Nuttajahr eigentlich nicht mehr viel hören wollen.
Und ich habe, wenn man sich überlegt, dass das Fach jetzt seit zehn Jahren darauf eingeschworen worden ist,
die Kirchengeschichte und die Theologie und die Kirche, sich auf dieses Jahr vorzubereiten.
Wir haben vor zehn Jahren angefangen mit den ersten Konferenzen, mit den ersten Sessions, mit den ersten Ausstellungen.
Und irgendwie sind wir alle auf dem Zahnflasch ins Jahr 2017 geschlittert und waren eigentlich alle sehr froh, als es dann vorbei war.
Ich hoffe mal, dass das nächste Reformationsjubiläum, da steht uns dann vermutlich 2046 bevor, das Todesjahr Luthers,
dass ich das nicht mehr aktiv mitgestalten muss.
Wobei uns natürlich jetzt die kleinen Jubiläen drohen, also Worms 21, der Bauernkrieg 25, 2030, 500 Jahre, Confesio Augustana.
Also wir haben noch viel Spaß mit der Reformationsgeschichte.
Aber wenn es nach mir ginge, würde ich sagen, wir lassen das mit der Lutherforschung mal für die nächsten zehn Jahre und warten mal, was daraus wird.
Ich habe die Einladung, hierher zu kommen, auch ein bisschen als Rückblick verstanden.
Insofern habe ich gerne angenommen, weil ich denke, damit kann ich auch für mich den Schlusstritt ziehen für dieses Jahr
und mich jetzt wieder interessanteren Themen wie dem 19. Jahrhundert oder dem 21. widmen.
2017 war nun also das große Jahr 500 Jahre Reformation.
Und es hat wirklich ungezählte Veranstaltungen gegeben in den Landeskirchen, auf Landesebene der Bundesländer, städtisch, kommunal, staatlich, Bundesstaat, es war unglaublich.
Der eigentliche Publikumsmagnet dieses Jahres sollten die drei großen nationalen Sonderausstellungen werden.
Ob sie das geworden sind, darüber werden wir gleich mehr hören.
Und neben diesen drei nationalen Sonderausstellungen gab es noch über 150 lokale Ausstellungen,
die alle nichts anderes gemacht haben als Luther und die Reformation in Deutschland.
Es war kein Spaß für jemanden, der im Fach aus seiner Profession heraus eingeladen wird.
Bänder durchzuschneiden, Eröffnungsreden zu halten, Grußworte zu halten. Es war kein Spaß.
Ausstellungen sollen vor allen Dingen diese drei großen Ausstellungen,
ich habe Ihnen hier die offiziellen Plakate der drei großen nationalen Sonderausstellungen mitgebracht,
sollen dafür sorgen, in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein über die Bedeutung der Reformation für die Jetztzeit zu vermitteln.
Das war die Idee dieser Sonderausstellung.
Denn eine reine Beschäftigung mit den Texten und der Theologie Martin Luthers
ist ja doch eher etwas für einen akademischen Imzirkel für die Experten
und hat normalerweise nicht den äußeren Wirkungsgrad in der Öffentlichkeit, den man sich wünscht.
Ausstellungen sind, wenn man so möchte, die Realisierung des kulturellen Gedächtnisses einer Zeit.
Was will man eigentlich erinnern? Wie will man es eigentlich darstellen?
Was glaubt man, was jetzt in der Gegenwart relevant und erinnerungsfähig ist?
Und solche Ausstellungen, von denen verspricht man sich etwas mehr,
weil sie eben vor allen Dingen optisch und mit Objekten arbeiten und nicht nur mit Texten.
Und damit natürlich auch den Lese- und Sehgewohnheiten der Gegenwart von Netflix über Fernsehen usw.
eher entgegenkommen als eine Textedition, die es auch gegeben hat,
die mit das beste Objekt im Jahr 2017 war, eine sehr schöne Klein-Luther-Edition.
Gerade weil es nun mindestens 153 Ausstellungen zum Thema gab,
war es natürlich für einen Wissenschaftler hoch interessant zu schauen, welches Bild machen sich die Leute eigentlich?
Und welches Bild will bei diesen nationalen Sonderausstellungen,
welches Bild will eigentlich die Bundesrepublik Deutschland
als offizielles Bild von der Reformation nach außen vermitteln?
Reformationshistorisch war die Frage natürlich interessant,
wie sieht das kulturelle Gedächtnis heute aus zur Reformation? Was erinnert man eigentlich noch?
Was ist noch wertvoll? Was ist noch wichtig? Ist das überhaupt noch wichtig, Reformation?
Spielt die überhaupt noch eine Rolle oder ist das nur Sonntagsrhetorik? Das müsste man angucken.
Und noch interessanter ist es, sich diese Frage zu stellen aus einer kunsthistorischen und museologischen Sicht.
Wie stellt man so etwas wie Reformation eigentlich überhaupt dar?
Wie kann man so etwas visualisieren? Es war ja nun eigentlich zunächst mal ein geistiges Ereignis
und erst in zweiter Linie etwas, was man anfassen kann, was Farbe hat, was dreidimensional ist, was man irgendwie sich visualisieren kann.
Presenters
Prof. Dr. Anselm Schubert
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:31:21 Min
Aufnahmedatum
2018-02-01
Hochgeladen am
2018-02-09 13:56:11
Sprache
de-DE
Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 gab es drei große nationale Sonderausstellungen, mehrere Landesausstellungen und über 150 regionale Ausstellungen, die sich mit Martin Luther und der Reformation in Deutschland beschäftigten. Diese Fülle an Ausstellungen lud dazu ein, sich ein Bild davon zu machen, ob und wenn ja welches Bild sich unsere Gesellschaft heute von der Reformation macht. Im Zeitalter multimedialer Aufbereitung werden historischer Sachverhalte vor allem personalisiert, fragmentarisiert und entkontextualisiert wahrgenommen.